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Entgrenzungen des Wahnsinns

Part of the Schriften des Historischen Kollegs series
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Der Aufschwung der Psychiatrie in der zweiten Halfte des 19.

Jahrhunderts ging mit zahlreichen Verwerfungen einher.

Erstens war festzustellen, dass moderne Stromungen in der Kunst, Auffalligkeiten des Sexualverhaltens sowie andere unangepasste soziale Verhaltensweisen psychiatrisiert wurden.

Hier spielte das in den 1890er Jahren entwickelte Konzept der Psychopathie eine wichtige Rolle wie auch der Querulantenwahn.

Viele Psychiater nutzten diese Expansionsbestrebungen, um sich - initiiert durch die Revolution - in politischen Diskursen mit neuen gesellschaftpolitischen Entwurfen zu profilieren.

Zweitens sind Begriffs- und Wissenszirkulationen feststellbar.

So wurde z.B. der Begriff der Schizophrenie durch einen Transfer in andere Kontexte, u.a. in die Literatur, mit neuen semantischen Codierungen versehen.

Umgekehrt wurde der Begriff der Spannung von der Psychiatrie adaptiert und nutzbar gemacht.

Auch aus der Sexualwissenschaft kommende Wissensmuster wurden von der Psychiatrie angenommen und integriert.

Drittens gab es bei der kunstlerischen Avantgarde einen affirmativen Diskurs zum Wahnsinn, der sich nicht zuletzt im Genie-Wahnsinn-Diskurs manifestierte.

Die Autorinnen und Autoren erortern diese sehr unterschiedlichen Phanomene originell und kenntnisreich.

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Product Details
Walter de Gruyter & Co
3110412691 / 9783110412697
Hardback
616.89
25/04/2016
Germany
German
315 pages, 25 Illustrations, black and white
156 x 234 mm, 667 grams